Mit dem neuen Fernverkehrskonzepthatte die Deutsche Bahn entschieden, den Halt in Schleswig auf der ICE-StreckeBerlin/Hamburg/Arhus Ende 2016 einzustellen.
Grund hierfür sind Fahrbarkeitskonflikte mit Nahverkehrszügen auf den bereits dicht belegten Strecken und Bahnknoten. Es wären also Anpassungen von Nahverkehrszügen notwendig – die erforderlichen Entscheidungen liegen jedoch in der Zuständigkeit der Landesregierung. Johannes Callsen hat sich daher schriftlich an Verkehrsminister Reinhard Meyer gewandt, um für eine Lösung zu werben, damit nicht die ganze Region ab 2016 auch noch vom IC-Netz abgeschnitten wird. Lesen Sie hierzu hierzu auch den Bericht der Schleswiger Nachrichten vom 28. August 2015:
Bahn bestätigt: ICE hält nicht mehr in Schleswig
DB-Vorstand Huber erklärt umstrittene Entscheidung des Unternehmens.
Lange wurde bereits darüber spekuliert, jetzt ist es offiziell: Ab Ende des Jahres werden in Schleswig keine Intercity-Express-Züge (ICE) mehr halten. Das hat Bahnvorstand Berthold Huber jetzt in einem Schreiben an den Schleswiger Landtagsabgeordneten Johannes Callsen (CDU) bestätigt.
Callsen hatte sich zuvor schriftlich bei ihm erkundigt, ob es eventuell nicht doch noch eine Möglichkeit gebe, die ICE-Anbindung des Schleswiger Bahnhofs auch für die Zukunft zu sichern. „Ich kann Ihren Wunsch nach Beibehaltung der direkten Fernverkehrsanbindung Schleswigs nachvollziehen und Ihnen versichern, dass wir den Halt in der Wikingerstadt gerne weiterhin anbieten würden. Leider ist dies nach derzeitigem Sachstand nicht mehr darstellbar“, heißt es nun in Hubers Antwortschreiben. Als Begründung nennt er unter anderem ein verändertes innerdänisches Angebotskonzept der Dänischen Staatsbahn DSB. So würde es für die IC-Verbindungen von Aalborg via Aarhus aus künftig in Flensburg einen direkten Regional-Express-Anschluss in Richtung Hamburg geben. „Diese gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein konzipierten Umsteigeverbindungen würden die heutigen parallel dazu verkehrenden ICE-Züge (der Deutschen Bahn) zu stark konkurrenzieren“, fügt Huber weiter an.
Als weiteren Grund, warum Schleswiger Bahnreisende künftig bei den Schnellzug-Verbindungen in die Röhre schauen müssen, nennt Huber Anpassungen im innerdeutschen Bahnverkehr. „Leider sind die künftigen IC-Züge in den neuen Zeitlagen nach derzeitigem Planungsstand nur ohne die Halte Neumünster und Schleswig umsetzbar.“ Dafür würden Bahnreisende zwischen Aarhus und Hamburg künftig 20 Minuten einsparen und hätten in der Hansestadt dadurch deutlich bessere Anschlussverbindungen in das bundesweite Streckennetz.
Das wiederum wird die Schleswiger Kunden nur wenig trösten. Allerdings schreibt Huber auch: „DB Fernverkehr sucht weiterhin intensiv nach Lösungen, diese beiden Halte Schleswig und Neumünster auch in den künftigen IC-Zügen anzubieten. Hierzu wären aber auch Anpassungen von Nahverkehrszügen notwendig, die vom Land beziehungsweise dessen Aufgabenträger für den Nahverkehr entschieden werden müssen.“
Insbesondere diese Aussage hat Callsen nun wiederum dazu bewogen, sich in einem weiteren Schreiben an Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) zu wenden. „Es liegt also in der Verantwortung der Landesregierung, ob in Schleswig künftig IC-Züge halten können oder nicht. Ich bitte Sie deshalb, die Nahverkehrszüge so zu takten und mit der Streckenbelegung der Deutschen Bahn zu koordinieren, dass Schleswig und somit die ganze Region ab 2016 nicht auch noch vom IC-Netz abgeschnitten wird“, schreibt Callsen. Für die herausragende Bedeutung, die die Kreisstadt Schleswig für die Region habe, wäre dies nicht akzeptabel und ein schwerer Schlag.
Tatsächlich hatte kürzlich auch Malte Bischoff vom Fahrgastverband Pro Bahn den drohenden Wegfall des ICE-Halts in einem Interview mit den SN beklagt – auch mit Blick auf den jahrelangen Ausbau der A7. Er halte deshalb den Ansatz für verfehlt, das Bahn-Angebot an technischen Dingen wie überregionalen Fahrplänen anstatt an der Nachfrage auszurichten. Denn die sei am Schleswiger Bahnhof, der einen Einzugsbereich von Kappeln bis nach Kropp habe, durchaus gegeben.
Sven Windmann, Schleswiger Nachrichten, 28. August 2015
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